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Dies schreibe ich für Melch, der am 28.12.2018 bei Arbeiten am Dach verunglückt ist.
Er ist jetzt seit 22 Tagen im Koma, und niemand weiß, auch die Ärzte nicht, ob er wieder
das Bewusstsein erlangt. Zur Erinnerung, wer er war, wer er ist
und hoffentlich bald wieder sein wird.

Alwatra

Am Anfang war der Gedanke, aus dem Gedanken entstand eine Idee,
einen kleinen Ort zu schaffen, wo man frei leben kann,
mit den eigenen Händen erwirtschaften, was man zum leben braucht.
Niemandes Knecht sein, sondern Herr im eigenen Leben,
und mit anderen Menschen, die ebenso frei leben wollen,
den Raum, die Werkstätten und die Ateliers zu teilen.
Brot und Arbeit teilen.
Viele kamen und viele gingen, der Traum blieb.

Aller Anfang ist schwer.
Ich habe Angela an der Meisterschule Kaiserslautern kennengelernt, wo wir beide
die Bildhauerei erlernten. Über sie lernte ich Melch kennen, die beiden waren befreundet damals.
Als Angela schwanger wurde von Melch, sagte Melch, daß es Zeit wird für ihn, seßhaft zu werden.
Über Melchs damaligen Vermieter, Siegbert Münch, der uns auf ein grösseres Anwesen
in Gundersweiler aufmerksam machte, fanden wir diesen  Ort. Ein schönes altes Sandsteinhaus,
große ausbaufähige Nebengebäude, ein Bach fließt durch das Grundstück
, viel Raum, viel Platz.
Allerdings hatte dieser Ort bei der Ersten Besichtigung den Charme einer Mülldeponie.
Das Haus erlebte seine zweite Zwangsversteigerung.
Nach der ersten Zwangsversteigerung übernahm ein gewisser Herr Stapel das Grundstück.
Herr Stapel mißbrauchte das Grundstück um überall Müll zu stapeln für dessen Entsorgung
er sich bezahlen ließ. So füllte er jeden freien Raum innen wie aussen mit Müll, Dreck und Unrat,
und die arme alte Frau Kremp, die seit ihrer Kindheit in diesem Haus lebte, musste dies alles
hilflos mit ansehen.
Herr Stapel machte noch nicht einmal  vor dem Garten der alten Dame Halt.
Und jetzt kamen wir, junge Leute, langhaarige Künstler, OhGottohGott.

Bei der Versteigerung hatten wir "Glück", nur wenige interessierten sich für diese "Mülldeponie".
Die Versteigerung war turbulent. Das erste Gebot der Familie Weis waren 200tausend Mark,
diese Summe stellte eigentlich unser Limit dar, aber Dank Siegbert Münch, der ebenfalls bei der
Versteigerung anwesend war und es irgendwie kurzfristig schaffte, für uns zu bürgen, konnten wir
das Anwesen für 225Tausend DM ersteigern.

Nun waren wir stolze Besitzer einer wilden Mülldeponie.
Wir standen vor einer gewaltigen Aufgabe. Am Anfang waren wir fünf Leute, Angela, Brigitte, Susie,
Ullrich, Melch und zwei Kinder, Jonas und Aaron.
Nun galt es zu zeigen, was in uns steckt, aber GottseiDank hatten wir in Melch einen guten Organisator.

Melch war die treibende Kraft, seine Vorstellungen waren die konkretesten,
seine Ansprüche, was die menschliche Seite angeht, waren die höchsten, und sollten es bleiben.
Das Ganze würde nur funktionieren, wenn die beteiligten Menschen stark und aufrecht waren,
und reif, den Mitmenschen zu akzeptieren, tolerieren, zu stützen wenn nötig,
kurz, ihn zu lieben.
Melchs Gedankengänge gingen schon immer tiefer als die aller anderen.
 

Und das Projekt brauchte einen Namen. Er sollte wohlklingend sein, einprägsam, einzigartig
und für das stehen was wir vorhatten.
Wir rätselten, Villa Kunterbunt?, zu abgedroschen, Künstlerhof?, nichtssagend,
und dergleichen mehr. Wir drehten uns im Kreis.
Melch fand schliesslich einen Namen aus einem alten aramäischen Dialekt,
den er von seinem Vater gelernt hatte:  Alwatra
Wir waren begeistert, bedeutete er doch Heimat, Zuhause, und das sollte es schliesslich werden!
 

Müll,

Und so fing Melch an, die Müllbeseitigung zu organisieren. 
Als erstes verhandelte er mit einem Autoverwerter, denn der Hof stand voller Schrottautos,
10 PKW, 2 LKW, ein 10 m langer Wohnwagen und überall lagen Autoteile rum, Kotflügel, Reifen,
ja in der Scheune hing sogar ein Motor  an einem Stahlseil.
Dann kam der Tag, an dem alle Autos abgeholt wurden und die Nachbarn nahmen dies mit Freude
wahr, denn wer schaut schon gerne aus dem Fenster auf all den Müll.
Melch lud auch alle Schrotthändler der Umgebung ein, vorbei zu kommen, um alles,
was sie verwerten können kostenlos mitzunehmen.

Aber auch unsere Nachbarn waren eine grosse Hilfe, wenn noch Platz bei der Leerung in ihren
Mülltonnen war, durften wir unseren Müll mit dazu tun.
Und der wunderbare Artur Gaß, genannt die Maus, kam jeden Tag, um zu kucken, ob wir die Lust
noch nicht verloren hätten und durchstöberte mit uns die Müllhalde. Er fand immer etwas,
was er brauchen konnte.

Melch hat viele Dinge verschenkt, auch der Familie Weiß, die das Haus auch ersteigern wollte
und verlor, schenkte er einen LKW. Und dann stiess noch Antonio Weis zu unserer kleinen
Räumungstruppe dazu, dessen Hilfe sehr willkommen war.
So konnte Antonio über Winter was dazu verdienen für seine Familie.

Ein Plan musste her, Melch hatte einen.
Wir würden den Müll sortieren und Haufen machen und die Fahrerteams würden laden, wenn eine
Fuhre zusammen war und sie nach Kaiserslautern auf die Deponie fahren.
Da wir alle noch KL-Nummern hatten, konnten wir dort den Müll kostenlos entsorgen.

Da es im Januar noch alles stocksteif gefroren war, fingen wir in der grossen Halle mit dem räumen
an, denn dort war es trocken. 

Wir fragten unseren lieben Nachbarn, Mario Weis,  nach seinem kleinen Lkw und luden Matratzen.
Die erste Fuhre, blieb gleich stecken. LKW ist gewerblich, hieß es, auf die Waage hieß es,
und mit Hänger wär das nicht passiert, daß PKW-Hänger jeder Größe frei wären.
Lektion gelernt, mit dem Pferdehänger von Mario Weis, den er uns freundlicherweise lieh
und dem kleinen Hänger meines Vaters, fuhren wir fortan mit zwei Gespannen den Müll kostenfrei
nach Kaiserslautern auf die Deponie. Alles sortiert.
Angela blieb meistens zuhause und hütete die Kinder, Jonas, Angela und Melchs Sohn
und Aaron, der Sohn von Susie und Ullrich.

Als wir mal wieder an der sonnigen Hallenwand hockten zum auftauen kam Oma Kremp
und scheuchte uns auf einen heissen Tee ins Haus. So eingefroren kann man doch nicht schaffen,
war ihr Kommentar. Sie war in diesem Haus geboren worden und hatte
die ganze Geschichte, vom reichsten Bauern im Dorf, Niedergang, zur ersten Zwangsversteigerung
und anschliessendem Zumüllen des Anwesens live mitbekommen. Mit dem neuen Besitzer hatte
sie einen Mietvetrag geschlossen, so daß sie in ihrem Elternhaus bleiben konnte,
und ihre Wohnräume die einzigen waren, die vom Müll verschont blieben.
 

                

Wir hatten schon bald ein Abkommen mit meiner Mutter, sie kochte für die Räumtruppe,
eins der Fahrerteams holte es jeweils ab und Oma Kremp wärmte es zur Essenszeit und
rief uns zum Essen. Wir durften nicht mal einen Teller abräumen, wir hätten draussen zu tun.

 

 

Mittlerweile waren wir zu echten Entsorgungsspezialisten geworden, wussten Holz in drei Kategorien
zu trennen, Plastik, Folien und Papier, hunderte von Neonröhren, Bauschutt und Restmüll
und kannten die Reihenfolge der Container auf der Deponie, so daß wir unsere Gespanne
perfekt laden konnten.
Dank der Arbeiter auf der Deponie, die oft alle Augen zudrückten, konnten wir unseren gut
sortierten Müll los werden, und Melch brachte 1x die Woche eine Kiste Bier für die Arbeiter der
Deponie mit, zum entsorgen, und wir konnten weiter kostenfrei Berge von Müll entsorgen.
Auch die üblichen Wege der Müllabfuhr nutzten wir reichlich, Papier- und Gelbe- Säcke- Abfuhr glich
zu dieser Zeit einer grossen Sperrmüllaktion.

Die Halle war geräumt, und wir arbeiteten uns "durch", stets begleitet von Oma Kremp, die trotz
Ihres hohen Alters keine Anstrengung scheute, auf jede Leiter kletterte und jede neu
freigeräumte Ecke wie einen alten Freund begrüsste.

 

   
Es taute, und wir konnten langsam ans Aussengelände. In diesem Anbau sollten
wir unseren heissgeliebten Traktor ausgraben, und feststellen, daß Regenwürmer
auch in Büchern leben.
Durch unsere Räumaktion hatten wir auch bald die Neugier des Dorfes geweckt,
viele schlenderten vorbei, und so manches Teil wurde für noch tauglich befunden und verschenkt.
Auch beim Identifizieren von Teilen waren die Nachbarn hilfreich, gerade landwirtschaftliches Gerät,
was Oma Kremp nicht wusste, wusste ein anderer.

 

Dieser grosse Haufen alter vermoderter Fenster stand für Oma Kremp für das ganze Elend
der Vermüllung, war doch darunter ihre letzte Kartoffelernte begraben worden.
Auch Ninja, Melchs Hündin fand das nicht gut.


Bei einer dieser unzähligen Fahrten zur Deponie kam bald die Warnung, wir müssten bald
zu Ende kommen, da ab 1. April nur noch Kofferraummengen kostenfrei wären,
so machten wir Endspurt.

Der Rest ergab Gundersweilers grösster Sperrmüllhaufen aller Zeiten.

Altstroh

Schon bald tat sich ein weiteres Problem auf. Wir brauchten eine Brandversicherung für
das Gebäude, und der ganze Anbau mit Durchfahrt lag voll mit altem Stroh und Heu,
über 10 Jahre alt und modrig.
Um die Versicherungsprämie erträglich zu halten, musste das Heu weg, aber wohin damit?
Nachbar Artur hatte die "zündende" Idee, bis 1. Mai darf man draussen Feuer machen und
 falls jemand mich fragt, ich bin ein alter armer Bauer und weiß es nicht besser,
der nächste Termin stand fest. Artur fuhr seinen Heuwagen in die Durchfahrt und wir schaufelten,
oder besser paddelten das Heuhäcksel in den Wagen, schön verdichten, bis der Hänger
wirklich voll war, und draussen in einem Seitental anzünden.
Bei steigenden Temperaturen unter dem schwarzen Dach, war das eine schweißtreibende Arbeit,
27 Hänger haben wir gefüllt, und die Brandversicherungsprämie in ein erträgliches Maß gebracht.

 

Oma Kremp fand eine Wohnung im Dorf, ebenerdig mit Zentralheizung und zog um, 
im Frieden, nun, da sie das ganze Gelände wieder sauber gesehen hatte.
Und auch wir begannen, umzuziehen, unsere Mietwohnungen zu renovieren, um sie sauber
zu hinterlassen, und auf Alwatra Zimmer zum Einzug vorzubereiten.
Und weitere Leute fanden zu uns.
Wir luden alle ein, ungeachtet der Person, jeder sollte eine Chance haben. 
Dies brachte natürlich auch Probleme mit sich. Bei den allabendlichen Gesprächsrunden,
- Talking stick- genannt, ging es hauptsächlich um den Arbeitsplan für den nächsten Tag und
um Zwischenmenschliches. Konflikte des Tages wurden erörtert und Melch war ein
guter Kommunikator und verstand es, zwischen den Menschen zu vermitteln.

Hier Andi beim Abriß des

Klohäuschen

Da sich die Postbotin über die Hunde beschwerte und drohte, sie würde uns keine Post mehr
bringen, mussten wir den

Hoftorpfosten wieder aufrichten


Melch hatte den Traktor fit gemacht und versuchte es mit ihm, den umgefallenen Torpfosten wieder
aufzurichten. Letztendlich brauchten wir einen stärkeren  Traktor und ein Freund aus dem Dorf half.
Günni, ein Freund von Melch, ein versierter Allround-Handwerker hatte so manchen Trick auf Lager,
und schon bald hatten wir ein Hoftor und eine zufriedene Postbotin.

Anschluß an die Kanalisation


Das Haus wurde an die Kanalisation angeschlossen, die Güllegrube gereinigt,


und kaum war der Innenhof wieder zugepflastert, wurde die Strasse aufgerissen und neu gemacht.

Einsturzsicherung

Der Anbau, aus dem unser Traktor
stammte, war sehr einsturzgefährdet, da der Hauptpfosten destabilisiert war.
Hier war dringender Handlungsbedarf!
Melch, immer auf Sicherheit bedacht, trennte mit der Kettensäge die Balken durch, brachte dann an
den verdrehten Pfosten eine Kette an und zog mit dem Traktor, die Kette riss, der Pfosten stand...

Insgesamt rissen drei starke Ketten und der Anbau stand immer noch, doch erst ein grosser Stein,
von Melch im Zorn gegen den Pfosten geworfen, geworfen, brachte den Anbau zum Einsturz!

Schornsteinsanierung


Als nächstes kam die dringen überfällige Sanierung der Schornsteine.

Die grosse Müllräumung war beendet und die Neugier der Dorfbewohner ungebrochen.
So hatte Melch die Idee, veranstalten wir doch einen Tag der offenen Tür; Sollen alle kommen und
sehen, daß wir wirklich alles aufgeräumt haben und den jahrelangen Schandfleck des Dorfes
beseitigt haben.
Am längsten Tag des Jahres, Sommeranfang 2000 war es soweit. Es gab Kaffee und Kuchen,
einen kleinen Flohmarkt in der Halle und regen Besuch.

So wurde der Grundstein gelegt für

Die legendären Sommerfeste von Alwatra

Da wir, ebenfalls eine geniale Idee von Melch, mittlerweile als Händler auf Mittelaltermärkte fuhren,
hatten wir genügend Kontakte und auch Know How um unseren nächsten Tag der offenen Tür als
Mittelaltermarkt zu konzipieren.
Nun die Vorbereitungen waren doch wesentlich energieintensiver als gedacht, aber das Ergebnis
liess sich dennoch sehen,
selbst wenn die Stände in der Marktgasse zum Kult doch etwas dünn  standen.


Wir hatten Gaukler, eine Taverne im Holzschopp, Melch und Isabell machten Schaukampf,
Kinder konnten Speckstein schnitzen, Nahrhaftes vom Grill gab es von der Feuerstelle am Bach.


Sogar eine Band hatten wir für das abendliche Konzert, Medrow,
und auch ein Zuber durfte nicht fehlen.


Aufgrund der grossen Resonanz war ganz klar, daß wir das wiederholen mussten.

Wie immer, war es Melch, der dazu drängte, den Mut zu haben zu expandieren, groß zu denken,
und so geschah es.


Wir arbeiteten mit dem Kult zusammen, und hatten nun zwei Zentren mit Verpflegung und WC,
und dazwischen die Marktgasse mit Ständen.


Zwei Bands für das Abendkonzert waren über Tag auch als Strassenmusikanten unterwegs,
für Medrow eine absolute Premiere, die Gruppe Fleadh kannte
und liebte Strassenmusik schon vorher.


Auch sonst war das Angebot deutlich gewachsen, in unserem Gewölbekeller hatten wir einen
Scharfrichter einquartiert, Pamie Pattie verzauberte mit ihren selbstgebauten Marionetten die Kinder
und wir hatten sogar  einen Herold, Heinerich, der das Publikum über die nächsten
Programmpunkte informierte, mit Humor und Strenge die Lagervölker disziplinierte
und die Feldschlacht organisierte.
 

Überhaupt waren Kämpfer in jeder Grösse unterwegs, Melchs Söhne, Jonas und Jeremiah
und Melch selbst natürlich, der überhitzt, vom Kampfgeschehen, kurzerhand mit einem Guß
kalten Wassers wiederbelebt wurde

Der Zuber war wie im Jahr davor auch ein Publikumsmagnet, so was hatte Gundersweiler
noch nicht gesehen. Und dieses Mal stellte wir sogar den Zuberrekord auf, 17 Leute
in diesem Holzbottich!


Nun konnte man die Marktgasse endlich auch Marktgasse nennen.

 

Höhepunkt war der grosse Umzug durchs Dorf, mit allen Händlern, Rittern,
Musikern und Gauklern zu Oma Kremps 80tem Geburtstag:
 


Es war etwas überfüllt in dem kleinen Innenhof, damit hatte keiner gerechnet,
aber wir konnten einfach nicht anders, als die alte Dame gebührend zu ehren.

      

Der grosse Höhepunkt jedoch war 2004 das (vorläufig) letzte Sommerfest auf Alwatra

Im Zuge der Herr der Ringe Trilogie, die gerade veröffentlich war, nahmen wir nun auch
das Provinzkino mit ins Boot, führten auf der Lagerwiese beim Kult allabendlich einen weiteren
Teil der Herr- der- Ringe- Trilogie auf, und erweiterten unser Themenspektrum auf Fantasy
und Mittelerde. Mit Hilfe befreundeter Lagergruppen, die jede Menge Ausrüstung anschleppten,
unter anderem eine Nebelmaschine, wurde unsere Feldschlacht zur epischen Schlacht
zwischen Elben und Orks.

Die Tänzerinnen von Las Fuegas brachten das elbenhaft Zarte in menschliche Nähe,
Tavernen bekamen neue Namen

 
Überhaupt wurde es bunter und märchenhafter als je zuvor. Täglich wurde Gericht gehalten
vor dem ehrenwerten Richter Dietrich von Worms, und auch Melch wurde in der
Schandgeige vor den Richter zitiert; Er hatte sich in den letzten Tagen vor Marktbeginn sehr über 
den Nachbarn aufgeregt und leistete nun öffentlich Abbitte. Er hatte nie ein Problem damit
gehabt, einen Fehler einzugestehen.


Jeder leistete seinen Teil, damit das Spektakel perfekt wurde, selbst der stinkende Bettler
nahm nicht ganz freiwillig ein Bad.


Bei den Vorbereitungen zur Feldschlacht zeigte sich, wieviel Material da wirklich angeschleppt
worden war, ein Thron des Bösen war dabei, die schon erwähnte Nebelmaschine,
und einfach umwerfend viele Masken und Accessoires.


So wurde kurzerhand auch ein Kostümwettbewerb angesetzt, den zu aller Verblüffung ein 
Kettenhemdflechter gewann.


So endete denn mit diesem großartigen Fest erst Mal die Zeit der Sommerfeste. 
Alwatra hatte Gundersweiler fast bundesweit bekannt gemacht, und noch über 10 Jahre später
wurden wir von Marktkollegen gefragt, wann es wieder ein solches Fest gäbe.

Aber da wir nicht mit Gewinnorientierung gearbeitet hatten, was einen grossen Teil des Flairs 
ausgemacht hatte, war auch fast nichts hängen geblieben,
zumal wir die Hälfte des Erlöses an Ärzte ohne Grenzen gespendet hatten.

Mauerdurchbruch und neue Zimmer

Aber ausser den Festen gab es genug anderes zu tun. In der kleinen Küche war es ziemlich
eng geworden durch die vielen Leute, die seither auf Alwatra lebten, also beschlossen wir,
die Küche mit einem Mauerdurchbruch zu erweitern.
Melch machte den Anfang mit den "Pril"Blumen in der Küche, die waren einfach zu schrecklich.

    

Die Aussenwände, Sandstein, wurden freigelegt, und eher ungeplant auch die Decken.

 

Bis die ganzen Wände wieder verfugt waren, hatten wir eine zähe Zeit, in der wir in
der Vorratskammer kochten und in Schichten im damaligen Büro assen.
Weihnachten 2002 war es endlich soweit, daß wir die letzten Klebestreifen von der Wand zogen
und in der neuen Essküche, die kalt und klamm war von nasser Farbe und nassem Gips,
Weihnachten feierten.

Überhaupt wurde ringsum renoviert
und verschönert. Die Holzpannelen im Flur sahen nicht mehr gut aus, sie wurden rausgerissen.
Darunter waren die ganzen Versorgungsleitungen und Rohre des oberen Bades versteckt gewesen.
Nun war Kreativität gefragt.
Mit Gips konnten wir ganz gut arbeiten, aber über Kopf....
Wir nagelten alte Kartoffelsäcke und Hasendraht als Armierung  mit U-Nägeln an die Decke
und irgendwie schaffte es Melch,mit Lucindas Hilfe,( sie stiess versehentlich an seine Leiter)
dabei einen davon zu verschlucken. Unglaublich, wie viele U-Nagel-Witze es gibt.
Ich glaube, daran hat Melch mehr gelitten als an dem U-Nagel selbst. Es dauerte eine Weile,
bis der U-Nagel wieder zum Vorschein kam.


Durch die zunehmende Anzahl an Mitbewohnern hatten wir dringenden Bedarf an Wohnraum.
Es sollte niemand mehr im Wohnwagen oder Bauwagen leben müssen, so begannen wir das
Dachgeschoß auszubauen. Neben Angelas Bereich entstanden zwei zusätzliche Zimmer,
und nachdem eine neue Treppe gebaut war, und ein Boden gelegt,
entstanden unter dem Dach noch die zwei Turmzimmer.

 

  

Mittelalter, Märkte und Stände

Um finanziell unabhängiger zu sein, brachte Melch uns auf die Idee auf Mittelaltermärkte zu gehen.
Er hatte einige Kontakte, weil er früher bei Shows auf Mittelalterfesten als Kaskadeur mitarbeitete.
Dirk Hares und Melch konstruierten und bauten unseren ersten Mittelalterstand,
eine selbsttragende Holzkonstruktion.

Mit einer richtigen Standplane und 
etwas Übung konnte später einer alleine diesen Stand aufstellen.
Für die Kinder bedeuteten die Märkte meist ein Riesenabenteuer, und zumindest in diesem Alter
fuhren sie noch gerne mit.
Wir fingen schon
bald an, Ledertaschen, Messerscheiden nach Wunsch des Mittelaltervolkes anzufertigen,
auch Römerschuhe und Wolle verkauften wir, Trink- und Rufhörner, auch Hornständer, als Dirk
zu schmieden begann.

 
Zudem gab es auch Bildhauervorführungen, so daß die Leute die Ausübung des Handwerkes direkt
aus der Nähe sehen konnten. Auch Specksteinschnitzen mit Kindern hatten wir in unserem Repertoire.
  
Was das Publikum bei all dem schönen Flair der Mittelaltermärkte nie mitbekam, war welche
immense Anstrengung dies für uns und die anderen Marktfahrer bedeutete. Allwöchentlich luden wir
über drei Tonnen Material auf das Auto, fuhren ungezählte Kilometer,entluden das Auto am
Standplatz und bauten auf, um nach zwei oder drei Markttagen die gleichen drei Tonnen Material
wieder in die Hand zu nehmen und aufzuladen. Wir schliefen in feuchten Wiesen, auf Burgen,
in Höhlen und auf Marktplätzen mit Kopfsteinpflaster, und das zu jeder Jahreszeit,
sommers wie winters. Von Hitze und Kälte, Schnee und Regen, Gewitter, Starkregen
bis zu Wolkenbrüchen und sogar einem Wirbelsturm können wir ein Lied singen.

  Daß Melch,
obschon er der Älteste von uns war schon zu Dinosaurierzeiten lebte, ist ein Gerücht.


Und schon bald hatten wir einen zweiten Stand, den Tilly-Stand. Voll ausgefahren war er 8 m lang,
allerdings bedurfte es einiger Übung, ihn schön aufzustellen.
Und als Melch die Dombauhütte aufbaute, um den Menschen noch mehr zeigen und sagen zu
können zum Handwerk der Steinmetzen und Bildhauer, bekamen wir auch Gage für unser Kommen.


Ab und an waren wir auch auf einem Gartenmarkt vertreten. Diese war für uns eine willkommene
Abwechslung, es ging nur um Steine.


Melch hatte manchmal riesige Probleme mit den Menschenmassen klar zu kommen,
sitzt man doch bei der Vorführung wie auf einem Präsentierteller, ohne jede Möglichkeit
der Abgrenzung.

   
Nach ungezählten Autobahnkilometern war der Markt für uns noch nicht beendet,
anderntags musste das Auto entladen werden, im schlimmsten Fall die ganzen Standplanen
getrocknet werden,

der Warenbestand musste kontrolliert werden, nachproduziert werden, was fehlte.
Ledertaschen mussten zugeschnitten, gelocht und zusammen gefädelt werden, Gipsfiguren,
wie etwa der Rattenkönig neu gegossen werden, Hörner und Lederriemen nachbestellt werden,
und schliesslich auch noch die Marktabrechnung gemacht werden.

Mittlerweile waren wir richtig gut geworden in Lederarbeiten und bald war eine Spezialität von uns,
Massanfertigungen wie etwa Messerscheiden direkt vor Ort zu fertigen, der Rekord lag bei
23 Messerscheiden auf einem Markt.

Als nur noch Melch und ich auf die Märkte fuhren, konstruierte er einen neuen Stand.
Der schöne Stand war nie mit uns auf Mittelaltermarkt.
Wir gaben die Mittelaltermärkte auf, als Angela versehentlich unser einziges Marktauto ruinierte.
 

 

Siloabriss

Auch das Silo wurde von Herrn Stapel zum stapeln von Akten benutzt.
Einige Tonnen Papier lagerten darin.

 
Nach einem Sturm stand das Silo plötzlich gewaltig schief und Melch hatte Angst, daß es unseren
Nachbarn irgendwann auf den Kopf fällt.
Melch hatte einen verrückten Plan.

          
Er befestigte oben am Silo ein Stahlseil, das über den Bach geführt wurde. Auf der anderen Seite
des Baches stand Willi Cherdron mit seinem großen starken Traktor.
An diesem wurde das Stahlseil befestigt.


 Während Willi nun langsam am Silo zerrte, schnitten Artur und Melch das Silo unten mit
der Kettensäge ab. Alle sagten, das sei eine verrückte Idee, aber das passte zu Melch,
immer volles Risiko.

Was übrig blieb, war ein gigantischer Trümmerhaufen. 
Es gab Wetten im Dorf, daß wir mindestens ein halbes Jahr brauchen würden, um diesen Haufen
zu beseitigen.

 

Aber weit gefehlt.
Nach einer Woche war der ganze Berg abgetragen, alle Metallteile flexte Artur klein,
mittlerweile handelte er auch mit Schrott. Und da das Holz noch gut war, plante Melch,
daraus einen Fußboden zu machen für die Galerie.

Hier ist auf den Bildern zu sehen, wie die Reste vom Silo abgetragen werden,
und das gebrochene Holz verbrannt wird.

Immer mit dabei, Melchs Söhne Jonas und Jeremiah, die eifrig mithalfen,
beim Zerschlagen der Betonplatten.

 

Autos reparieren

war natürlich ein Dauerthema. Da wir uns nur gebrauchte Autos leisten konnten,
war natürlich auch immer was dran zu reparieren. Und so war unsere erste grosse Investition
eine gebrauchte 4-Säulen-Hebebühne. Sie war jeden Cent wert!


In all den Jahren hat Melch immer wieder die Autos repariert, und wenn er nicht weiter wusste
holte er sich Hilfe bei Bekannten.

Durch die vielen Kilometer, die wir mit den Märkten fuhren, chronisch überladen,
litten unsere Fahrzeuge,
die Suche nach Ersatzteilen gestaltete sich oftmals abenteuerlich,


Bei unserem 308D Kipper, der uns lange Jahre Dienste leistete, riß einmal in Kaiserslautern mitten
auf einer Kreuzung die Steuerkette.


Melch reparierte so manches Auto recht phantasievoll, nach der "Afrika-Methode",
was nicht passt, wird passend gemacht.
Hier ist er beim Reparieren einer Antriebswelle.


Und zuletzt reparierte er unseren Hänger. Die Kosten für den TÜV würden laut Werkstatt
auf 500 € kommen. Melch zerlegte den Hänger. Seine Materialkosten für die Reparatur beliefen sich
auf 15 €.

Gelände

Ein weiteres Dauerthema ist natürlich das immerhin 2600 qm grosse Gelände.
Als Melch beim Müllräumen die grossen Fenster fand, entwarf er daraus ein Gewächshaus
für den Garten. Wir gruben um und legten einen schönen Garten an, pflanzten Stangenbohnen,
darunter war es den ganzen Sommer schattig genug für Kopfsalat.

Damit weder Kinder noch Hunde ohne Aufsicht Bachspaziergänge machten, brauchten wir
einen Zaun um das Gelände. Der Bach hatte uns schliesslich mit seinen
Hochwassern 2000 und 2003 deutlich gezeigt, daß er auch ganz anders konnte,
als knöchelhoch sanft zu gluckern.

 
Hier sind Dirk und Bonsai zu sehen, wie sie am Zaun arbeiten.


Melch beim Mähen, damit Platz entsteht für ein Klettergerüst mit Schaukel für die Kinder ,

   
und einen Sandkasten, zu tun gibt es immer.

Im Sommer lebte Melch zeitweise in einem Tipi am Bach.
Willi stellte sein Bierzelt auf, das er als Lagerhalle nutzt.
Damit war es vorbei mit unserem sonnigen Garten.

Dächer, Dächer, Dächer

zu den grossen Bauprojekten zählten natürlich die Dächer. Der gesamte seitliche Anbau des Hauses,
ein Teil der grossen Halle und der Holzschopp waren mit Ondoline, einer Art gewellte Dachpappe,
eingedeckt worden. Dieses schwarze Zeug ist nicht sehr alterungsbeständig, und wenn es sein
Verfallsdatum mal erreicht hat, ....

Mit dem Holzschoppdach machten wir die Probe aufs Exempel. Das war niedrig, nur eine Fläche
und ausreichend Ziegel fanden wir hier auf dem Land. Ideal zum Lernen.
Für die Wandabschlussbleche hatten wir Hilfe aus dem Dorf.

Hier sind Melch und Dirk,
beim Reparieren des Holzschoppdaches.


Das nächste Dach war da schon gleich eine andere Grössenordnung, drei verschiedene Flächen,
mit drei verschiedenen Steigungswinkeln und einer entsprechend komplizierten Ablaufkehle
dazwischen.

Das Dach zum Hof,


Die Dachpappe hatte in der Sonne Wassersäcke gebildet und sammelte regelrecht den Regen,
um ihn nach innen ins Gebäude zu leiten. Das war natürlich untragbar. Jeder Versuch etwas zu
flicken, war sehr frustrierend, weil man beim Betreten des Daches mehr Löcher in die marode
Dachpappe trat, als man letztendlich flickte. Wir brauchten dringend Ziegel, und zwar viele.
Melch organisierte ein Dach, das für unseren Bedarf groß genug war, zum abdecken, allerdings
in Speyer.
Wir mieteten einen geschlossenen LKW und machten insgesamt 2 abenteuerliche Fahrten.
Da die Autobahn ziemliche Spurrillen hatte von den LKWs, hatte Melch
manchmal richtig zu kämpfen, damit unser Mietwagen, sich
nicht aufschaukelte, überladen, wie er war.

Ziegel aus Speyer


 Dann konnte es losgehen, das Gerüst meines Bruders war schnell gestellt.
Um nicht alles auf einmal dem Wetter preiszugeben, ging es Stück für Stück.
Zuerst musste die Dachpappe runter und auf den Kipper. Beim Auf-die-Deponie-Fahren merkt man
sehr schnell die Vorteile, die ein Kipper hat, man kann kippen!
Hierbei half auch Joachim, mein Sohn, viel mit.

Dirk beim aushebeln der alten Dachlatten

Neue Latten drauf, und Ziegel legen


Nachschub ist wichtig, sonst gibts kein Stück, alle müssen ran.


Bevor wir an die höhergelegenen Dachteile gingen, legten wir auf Anraten von Melch,
Zwischenböden auf die Balken. Es gibt ein immenses Sicherheitsgefühl, wenn der Boden
auf den man stürzen würde 2 statt 6m weg ist.


Auch bei diesem Dach hatten wir Hilfe, diesmal von Erich, einem pensionierten Dachdecker
aus einem Nachbarort. Er erklärte uns, wie wir die First reparieren konnten, selbst wenn auf der
anderen Seite noch keine Ziegel lagen.


Und fertig, eine Seite des Gebäudes war nun wasserdicht.
Man kann die darunterliegenden Räume schon deutlich besser nutzen!

  

Dach zum Bach zu zweit

Ein paar Jahre später, beim nächsten Dachteil, zum Bach hin, waren wir nur noch zu zweit,
da die Bevölkerung von Alwatra nun auf die drei Gründer geschrumpft war.
Dirk hatte sich verliebt und lebte nun in Portugal mit seiner Familie, die er gründete.
Melch und ich fuhren die Märkte an den Wochenenden um Geld zu verdienen,
und unter der Woche arbeiteten wir am Dach ein Stück weiter.
Dies war eine immense Doppelbelastung.

Es war eine zähe Arbeit, manchmal war es wie verhext, am Wochenende war es trocken,
und wenn wir aufs Dach wollten, machten wir Zwangspause, weil es wieder mal regnete.

In der Ecke, wo die Ablaufkehle undicht gewesen war hatten die Balken im Laufe
der Jahre immensen Schaden genommen. Einige Teile waren faktisch nicht mehr vorhanden.
Diese zu rekonstruieren stellte Melch vor einige Herausforderungen.

Doch schliesslich war auch dieses Dach wieder zu und mit Ziegeln eingedeckt.


Hier sieht man den ganzen Berg alter Latten und Dachsparren auf einem Haufen.

Holz!, Holz!!, Holz!!!

Mit Einzelöfenheizung in 10 Zimmern, Küche und Büro, war das alljährliche Brennholz
bei zu schaffen natürlich ein alljährliches Dauerthema. Anfangs durfte man sogar noch Bäume fällen,
und sogar Lucinda bekam von Melch eine Einweisung im Umgang mit der  Kettensäge.


Bald schon durften aufgrund der neueren Sicherheitsbestimmungen Privatleute keine Bäume mehr
fällen und wir kauften Polderholz, das lag schon am Weg und musste "nur" noch gesägt
und geladen werden.


Zuhause wurde gespalten, gesetzt, kleingesägt, klein gehackt, wieder gesetzt,


um es schliesslich ins Haus zu tragen zu den Öfen. Auch hier mussten alle ran.

Jedes einzelne Stück Holz,
das auf Alwatra verheizt wurde, war von Melch gesägt worden, bis er zu alt dafür wurde.
So mussten wir fertiges Brennholz kaufen.

Halle

Die grosse Halle, das Kernstück von Alwatra hat im Laufe unserer Geschichte viele
Veränderungen erfahren.


Ursprünglich als grosser Offenstall zur Rindermast konzipiert, hatte sie ringsum nur wenige,
kleine Stallfenster, Betonboden, zum Ausmisten mit dem Traktor und vorne und hinten grosse
Schiebetore, damit der Traktor auch reinkam.

Ein grosser Glücksfall für uns war, daß uns ein Freund Joseph, Sprossenfenster anbot, Eichenholz,
100 Jahre alt, aber fabrikneu!
Wir schliffen die Rahmen, verglasten, wo Scheiben fehlten und bauten die fertigen Fenster
in der Halle ein. Schon bald wurde es licht in der Halle.


Aber der Raum war noch viel zu riesig. Melch konzipierte einen Plan, die eigentliche Bildhauerei
räumlich abzutrennen, darüber würde unter dem herrlichen Gebälk eine wundervolle Galerie für
unsere Werke entstehen.
Das viele Bauholz, das wir brauchen würden, beschafften wir uns, indem wir in Otterberg das
Sägewerk Lacmann abbauten, nachdem dieses den Betrieb eingestellt hatte.
Die Decke der Werkstatt, oder der Boden der Galerie würde aus dem Holz des Silos entstehen,
5cm starke Bohlen aus finnischer Lärche, ein wahrer Schatz.

Die Konstruktion sollte freitragend sein, so daß man die Statik der bestehenden Dachkonstruktion
ausser Acht lassen konnte.
Melch und Dirk schmiedeten Pläne, verlegten Stromleitungen, suchten das Holz zusammen,
berechneten das Holz das man würde zukaufen müssen und es konnte losgehen.
Säulensockel wurden gegossen, Pfosten gesetzt,

und schliesslich mit dem Traktor die Balken der Innendecke aufgelegt. Was für die Kinder
eine Mordsgaudi war, war doch tatsächlich eine reine Millimeterarbeit.


Vor allem beim Auflegen der Längsbalken die auch die längsten waren, bewies Melch
grosses Geschick im Umgang mit dem Traktor, zu leicht hätte er die gesamte Konstruktion
umreissen können.

Schliesslich wurde das hintere Schiebetor ausgehängt, und die Toröffnung vorbereitet,
um weitere Fenster und eine Tür einzubauen.

Als nächstes würden wir das neue Atelier verputzen, dazu aber musste der Kuhmist entfernt
werden, der bis zu 2m hoch an den Wänden klebte.
Willi lieh uns seinen Hochdruckreiniger, und wir hatten die Halle bald sauber.


Dann wurde verputzt, Wand um Wand, und die Hohlblocksteine verschwanden unter frischem Putz.


Schliesslich wurde der Boden gelegt und die erste Etappe des Werkstattausbaus war geschafft.
Schliesslich wurden noch Seitenwände gebaut. Ursprünglich sollten sie beweglich sein, damit man
für Feste und Ähnliches den Raum wieder groß machen könne.
Dies erwies sich als illusorisch, dazu waren sie zu schwer.

 

Um den oberen Raum als Galerie nutzen zu können, brauchten wir natürlich eine Treppe,
und sie musste den Sicherheitsvorschriften entsprechen, wenn wir Feste und Ausstellungen
organisieren wollten.
Melch konnte eine akzeptable Treppe auftreiben. Sie stammte vom ehemaligen Flugplatz in
Sembach, und brachte mit ihrem Gewicht unseren Traktor fast an seine Grenze.
Auch das Manövrieren der Treppe an ihren Platz erwies sich als reichlich knifflig, da das Gespann,
Traktor rückwärts mit der angebundenen Treppe an der Hebegabel doch recht lang war.
Mehrmals mussten Melch und Dirk sie ablegen und anders wieder anbinden,
bis sie endlich an ihrem Platz befestigt war.
 

Hierzuland in Gundersweiler

Dies war der Stand der Dinge, als sich zum ersten Mal das Fernsehen ankündigte.
Das Team von "Hierzuland" des SWR, das damals noch ganze Dörfer zeigte,
war fasziniert von unserer "WG" und hätte am liebsten alles gezeigt, die Bildhauerei,
die Bildhauerkurse, die wir mittlerweile gaben und natürlich die Mittelaltermärkte, die wir fuhren.

Bald war die ganze Halle ausgelegt mit Schienen für eine ruhige Kamerafahrt, das Team filmte
das Atelier und das Beladen der Autos für die Märkte, auf die wir eigentlich am gleichen Tag noch
losfahren mussten. Nach dem wir dreimal mit zwei geladenen Autos zum Hoftor rausgefahren waren,
war endlich alles zur Zufriedenheit des Filmteams im Kasten und wir durften endlich losfahren.

Brücke und Geländer, Galerie fertig

Einige Jahre später kam der nächste Bauabschnitt. Zwei Walzgesellen bauten den
neuen Sturz ins Tor ein, wieder wurden mit dem Traktor Längsbalken eingefädelt, und Melch
und ich verlegten den Rest des Siloholzes auf der Brücke.

Mit dem Einbau der letzten Fenster, Verputzen, und der Fertigstellung des Geländers konnte man
nun endlich auch die Galerie fertig nennen.

 


Aber noch 2015 sind die Zwischenwände nicht verputzt und ein Kabelsalat liegt im Vorraum herum.
Der Strom wird immer noch durch ein auf dem Boden liegendes Kabel in die Halle geführt, und die
verputzten Wände sind schon schmutzig vom Steinstaub der Jahre.


 

Halle nach der Renovation 2016


Die Halle sollte endlich fertig werden.
Bald schon begannen Melch und ich die verstaubte zugestellte Werkstatt auszuräumen,
die Seitenwände zu vergipsen, und endlich in einem sonnigen Gelb zu streichen. 
Dann ging es an den Ausstellungsraum.
Die Stromzufuhr wurde über eine Leitung hoch oben an der Hallenecke geleitet,
der Kabelsalat im Vorraum entwirrt, endlich alle Kabel unter Putz gelegt, und Melch baute
den Sicherungskasten in ein altes Holzschränkchen ein, das er liebevoll restauriert hatte.

 
Aus dem Kabelbaum in der Hallenecke wurde ein Baum, dann wurden die Kabel unter dem 
Torsturz durchgeführt, und zum Sicherungsschränkchen geleitet. 


Beim wiedereinräumen zeigte sich der gute Geschmack den Melch hat. Jede einzelne Ecke
wurde liebevoll eingerichtet und dekoriert.

Eine Holzabteilung mit antiker, restaurierter Werkbank durfte natürlich nicht fehlen.
Melch hatte noch vieles vor zu restaurieren und zu bauen.


Der nächste logische Schritt war, ein Innentor zu bauen, um die Werkstatt in der kalten Jahreszeit
nutzen und heizen zu können. Das grosse Panoramafenster war ein Geschenk unseres Nachbarn
Reinhold Schmidt. Das grosse Rolltor aber baute Melch. Wir hatten noch ein paar grosse
Sicherheitsglasscheiben in unserem Baumaterialfundus und Melch knobelte so lange, bis es passte.


Nun gab es in der Werkstatt auch eine Ofenecke und eine gemütliche Ledercouch.

 
Melch verschönerte mit Geschmack und Stil den ganzen Ausstellungsraum,
kombinierte Altes mit Neuem, Naturmaterialien und Pflanzen, mit Kunst und Kuriositäten

brachte Farbe ins Spiel, und die gesamte Halle zum Strahlen.

Atelierbesuch

Im Herbst 2018 fragte unser Ortsbürgermeister Klein, ob sie anlässlich eines Dorfspazierganges,
den der Landkreis organisierte, auch die Bildhauerei Alwatra als Programmpunkt aufnehmen dürften.
Klar, und so kamen in zwei Schüben insgesamt fast 60 Leute zur Besichtigung, und auch so
mancher Gundersweilerer nutzte die Gelegenheit, waren doch seit dem letzten Sommerfest
fast 15 Jahre vergangen, und so mancher staunte nicht schlecht über die Veränderungen.


 

Doch das waren noch längst nicht alle Bereiche in denen Melch aktiv war,
so ist für eine Bildhauerei das

Steine liefern, versetzen, verpacken

ein wiederkehrendes Betätigungsfeld. 


Hier ist Melch zu sehen, als der grosse Stein angeliefert wurde, der heute noch auf dem Vorplatz liegt.
Gerade beim Umgang mit solchen schweren Steinen kann man gar nicht vorsichtig genug sein,
und Melch war immer sehr auf Sicherheit bedacht.
So war er auch beim Versetzen von Steinen immer dabei, galt es doch den idealen Standort ,
den bestmöglichen Sockel zu finden.
Das ist bei künstlerischen Steinen, nicht immer leicht, doch Melch mit seinem stilsicheren Geschmack
wusste immer Rat.


Wenn wir manchmal Steine verschicken müssen, ist die gute Vorbereitung für den Speditionsversand
sehr wichtig, damit das Ergebnis stundenlanger Arbeit nicht beim Transport zu Schaden kommt,
hier zum Beispiel ein Familienwappen, das nach Nürnberg verschickt wurde.
Manche Stücke allerdings sind schwieriger, so war zum Beispiel die Kamineinfassung,
die nach Berlin ging, ein wunderbares Stück in 6 Teilen, was die Verpackung und Transportsicherung
anging eine echte Herausforderung.

   Melch, immer auf der Suche nach
Ecken zum weiterbauen, war schon bald wieder daran, Fenster zu schleifen,

oder das Gästebad zu verschönern.
Mit Teilen von alten Bettgestellen baute er Regale für Handtücher, mit Fundstücken vom Sperrmüll
Ablagemöglichkeiten für Zahnputzbecher und Seife. Melch bediente sich immer gerne seiner
Sperrmüllkreativität, wie er es nannte, indem er Bretter und Teile, die wir auf dem Sperrmüll fanden,
umarbeitete und woanders integrierte.


Das nächste grössere Projekt, das er sich vornahm, war den Halleneingang aufzumöbeln.
Das grosse Hallentor, das ursprünglich aus einer Steinmetzwerkstatt in Kusel stammte,
fügte sich mit seinen Sprossenfenstern wunderbar in den Stil der Halle ein.
Allerdings war es doch altersbedingt sehr renovierungsbedürftig, einige Scheiben fehlten,

viele der Sprossen waren ramponiert oder sogar ganz gebrochen,
die Unterkante war vom Holzwurm zerfressen, und etwas frische Farbe würde auch gut tun.
Melch restaurierte die Sprossen, damit das Tor wieder verglast werden konnte, stabilisierte das Tor
durch neue Kassettenfüllungen, und schliesslich wurde gestrichen.

 
Und oben auf dem Galerieboden war immer noch eine sehr grosse Öffnung. Melch verbaute
die letzten unserer 1oo.jährigen Sprossenfenster, und schloss die Lücken, so daß die Halle endlich
ganz geschlossen und winddicht war.


Das Ergebnis war ein prächtiger Halleneingang in sonnigen Farben.


Robert und seine Mannschaft, nicht nur langjährige treue Kursgäste, sondern mittlerweile zu
echten Freunden geworden, hatten im Herbst 2018 zu ihrem Kurs zwei prächtige Aussenlampen
mitgebracht. Die grössere davon montierten sie direkt an der Scheunenwand bei der Feuerstelle,
die kleinere brachte Melch ein paar Wochen später an der Hausecke an, damit der Hofeingang
auch endlich gut ausgeleuchtet werden konnte.
So arbeitet Melch immer Stück für Stück voran, Alwatra zu einem Schmuckstück zu machen.


Melch, der seit ein paar Jahren an Höhenangst litt, nutzte dennoch jeden Moment,
da er entspannt genug war, die Höhenangst zu überwinden. Die wirklich gefährlichen Sachen
erledigte er aus Prinzip selbst.


Obschon immer auf Sicherheit bedacht, scheute doch auch selten ein Risiko, wenn es
darum ging etwas für seine Kinder zu tun. So brachte er die Halterung für die Satschüssel am
höchstmöglichen Platz an, um seinen Kindern einen guten Empfang zu ermöglichen.    

   Melch und die Tiere

Für Melch sind Tiere Mitgeschöpfe, die fühlen und leiden können wie wir.
Er hatte schon immer einen guten Draht zu Tieren gehabt, konnte kein verletztes Tier im Stich
lassen, und es war ihm auch immer wichtig das Empfinden für unsere Mitgeschöpfe auch
seinen Kindern mit auf den Weg zu geben.
Ich beobachtete einmal Melch und Elinara, wie sie beide aus dem kleinen Swimming Pool,
den Angela im Sommer für die Kinder aufstellte, Insekten herausfischten, um sie vor dem Ertrinken
zu bewahren. Auch Fliegen sind für ihn Geschöpfe des Ewigen, Geschöpfe Gottes. 

So verbrachte er einmal einen herrlichen Nachmittag mit seiner Tochter Salome am Bach,
wo sie zusammen eine Forelle von Hand fingen. Nach ausgiebiger Betrachtung wurde sie wieder
in den Bach gesetzt.


Alfa hingegen kam zu uns, weil seine Vorbesitzer nicht mehr mit ihm klar kamen. Melch hatte
ein Schild in einem Auto gesehen, junger Schäferhund abzugeben, und etwas an den Leuten
machte ihn stutzig. Der Hund sei jung und lebhaft, und für den körperlich kleinen Mann
nicht mehr im Zaum zu halten. Wir besuchten die Leute, um uns den Hund zu betrachten,
und nahmen ihn mit. Bald schon zeigte sich, daß der Hund kneppte, sein Beuteschema waren zum
einen unsichere, ängstliche Leute und zum anderen junge sportliche Männer. Es stellte sich heraus,
daß diese Leute versucht hatten das Tier scharf zu machen, ihn angebunden schlugen.
Melch hatte fast ein halbes Jahr lang mit dem Hund regelrecht gekämpft, um ihn zu zähmen.
Es war die Mühe wert, Alfa wurde ein prächtiger Mitbewohner auf Alwatra und wurde 15 Jahre alt.


Diesen Bussard sammelte Melch am Strassenrand ein, nachdem er beobachtete, wie er seitlich
gegen einen vorausfahrenden LKW prallte. Da der Vogel nur benommen schien und keine
offensichtlichen Verletzungen hatte, brachte er ihn mit nach Hause, damit er nicht auf die Fahrbahn
flatterte. Ein befreundeter Tierarzt riet uns, den Vogel drei Tage lang dunkel und ruhig zu
halten, damit er seine Gehirnerschütterung auskurieren könne. Gesagt, getan, nach zwei Tagen
rumorte der Bussard so sehr in seiner Kiste herum, daß Melch ihn dort, wo er ihn gefunden hatte,
beruhigt wieder in die Freiheit entlassen konnte.

Kravallo war ein Blaumeisenküken. Die Kinder hatten ihn bettelnd und
jammernd auf dem Dorfplatz gefunden. Unmengen von Grillen und Mehlwürmer verschwanden
in dem kleinen Tierchen. Er war bald so zahm, daß er bei den Kindern in den Haaren zu
nisten versuchte. Diese Unsitte behielt er wohl bei. 14 Tage nachdem er ausgeflogen war, hörten
wir von einer Frau aus dem Dorf, die sich fürchterlich erschreckt hatte,
weil eine Meise ihr von hinten in die Haare geflogen sei.

Diese drei Entenküken
hatten eine ganz besondere Geschichte. Melch war mit dem geladenen Marktauto unterwegs,
als er auf der Autobahn einen grossen roten Fleck und viele Federn bemerkte. Irgendwie nahm er im
Augenwinkel wahr, daß da noch Bewegung auf dem Mittelstreifen war und hielt an, um sich das
zu betrachten. Tatsächlich waren da offensichtlich eine Entenmamma überfahren worden und einige
ihrer Küken noch am Leben. Er stellte die grosse Warnlampe des Kippers an, und begann, während
neben ihm die LKW vorbeirauschten, mit seinem Hut die Tierchen einzufangen.
Einige, von seinen Jagdversuchen verscheucht, gerieten doch noch unter die Räder.
Immer wieder flitzte er zum Mittelstreifen rüber, eines zu fangen, und zurück, um es ins Auto
zu werfen. Eines war dreimal zwischen die Räder von vorbeifahrenden Autos gekommen,
wie ein gelber Tennisball dahinter wieder rausgeschleudert wurden vom Luftzug,
und hart auf der Strasse aufgeschlagen. Aber immer noch lebte es, und Melch fing es endlich ein.
Als er alle Überlebenden gefunden hatte, stieg er ein, um heimzufahren, und hörte gerade noch die
Verkehrsmeldung, daß eine Person auf diesem Autobahnstück aus unbekannten Gründen
auf der Fahrbahn hin und her laufe und den Verkehr behindere.
So kam Melch zu einer eigenen Verkehrsmeldung im Radio.

Walter, Werner und Wimbelton wurden sie benannt, Wimbelton wegen des Bildes, wie er wie ein
Tennisbällchen auf der Autobahn aufgeschlagen war. Sein davon verletztes Bein sollte nie wieder
ganz ausheilen, aber er war tapfer immer bei der Gruppe. Sie alle drei waren sehr zahm geworden,
liefen frei im Gelände herum, und dezimierten eifrig den Bestand an Schnecken.
Mit ihrer Neugier und Zutraulichkeit brachte sie uns, unseren Besuchern und Kursgästen viel Freude.
Nun, Werner hatte sich wohl über Winter einigen wilden Enten im Bach angeschlossen, und im
Frühjahr lag eines Tages der arme Wimbelton tot in der Wiese. Wir fanden nie heraus,
woran er gestorben war.
Walter war nun alleine, und als gesellige Wesen, die Enten nun mal sind schloß er sich uns
Menschen sehr eng an. Er begann regelrecht, Fuß zu laufen, bekam Frühlingsgefühle und legte Eier,
viele Eier. "Walter" behielt trotzdem seinen Namen, auf den "er" hörte.
Das konnte so nicht weiter gehen, er brauchte
artgerechte Gesellschaft. Und so schauten wir uns um, nach Entenküken, und wo wir sie fanden,
war ein trauriges Kapitel. -Entenküken aus Freilandhaltung zu verkaufen- hiess es. Hunderte von
verdreckten, panischen Küken in einem abgesteckten Areal, kleiner als unsere Werkstatt,
das total abgefressen und zugeschissen war. 

Wir fingen zwei dieser kleinen Punker und stellten sie Walter vor, der sie misstrauisch beäugte,
doch bald war das Eis gebrochen und sie frassen aus einem Napf.
Obschon diese beiden wesentlich grösser und
schwerer wurden als Walter, blieb Walter doch immer der Chef auf dem Hof. Doch wir sollten
kein Glück haben mit diesen beiden. Eine hatte in ihrer Gier Kalk gefressen, den ich dummerweise
gegen das Moos in die Wiese gestreut hatte, und sich daran vergiftet, die andere starb bald darauf
an inneren Verletzungen, sie hatte wohl sowas wie einen Nagel verschluckt.
Walter war wieder alleine und legte wieder Eier, diesmal unter den grossen Stein am Holzschopp.
Als er ans Brüten ging, liess er sich nicht mehr einsperren zur Nacht, sondern blieb auf seinen
Eiern sitzen. Ein paar Tage ging das gut, doch eines Nachts holte ihn der Fuchs, und die Eier waren
in der Wiese verteilt bis zu der Zaunlücke, wo der Eindringling offensichtlich hereingeschlüpft war.
Melch der meinen Kummer spürte, legte sich auf die Lauer, doch zu seiner grossen Überraschung
kam da offensichtlich eine Fuchsmamma mit drei jungen hungrigen Bälgern, nachzuschauen,
ob es etwa noch Eier gäbe. Die Natur hatte ihr Recht gefordert.
 

So begann die Zeit der Füchse.
Bekannte fanden einen Fuchswelpen und brachten ihn zu Melch, eine winzige Handvoll Leben.

Melch und ich zogen das Baby mit der Flasche auf.


Da wir den kleinen Fuchs nicht in die Freiheit würden entlassen können, er hatte jede Scheu
vor Menschen verloren, musste ein Gehege her.
Da das Geld immer knapp war, organisierte Melch einen Fuchsflohmarkt, um das Material
für das Gehege zu besorgen.

 

Hier sieht man Jumper, als er zum ersten Mal sein Freigehege betritt.

Melch und seine Kinder

Für Melch waren seine Kinder immer das Wichtigste in seinem Leben.
Wenn immer Zeit dazu war genoß er es, verrückte Sachen mit ihnen zu machen, wie hier,
als sie ein Floß bauten, das doch in unserem Bach niemals würde schwimmen können.
So wurde es kurzerhand mit dem Hänger zum Glan transportiert und dort zu Wasser gelassen.

Auch Traktorfahrten waren immer beliebt bei den Kindern
und wurden bei so manchem Kindergeburtstag zum Höhepunkt.

Die Kinder in jeder Weise zu unterstützen,
war Melch immer wichtig, so half er denn auch mit, als Joachims Klasse das alljährliche
Weihnachtsbasteln für den Adventsbasar in unserer Halle mit Steine klopfen verbrachte.
Während des Basars selbst, waren wir natürlich auf einem Weihnachtsmarkt gewesen und als
Montags die Frage kam, wie der Basar denn gelaufen sei, antwortete Joachim in seiner
staubtrockenen Art, Sch...!
Der Basar sei noch nicht geöffnet gewesen, als von den Lehrern die meisten Steine schon reserviert
gewesen seien, was Joachim sehr ungerecht fand, dem Publikum gegenüber. Die Klasse hatte den
Umsatzrekord geschlagen und selbst so einträgliche Geschäfte, wie die Sektbar der Abiklasse
übertrumpft.

Bei den unzähligen Kindergeburtstagen, die auf Alwatra gefeiert wurden,
leistete auch Melch gerne seinen Beitrag. Er war für Abenteuer zuständig, die schon erwähnten
Traktorfahrten oder auch Bachwanderungen mit Schatzsuche, mit dem Metalldetektor
und eigens vorher versteckten Schätzen sorgte er immer für ein grosses Hallo.

Immer hat Melch es bedauert, zu wenig Zeit entspannt mit seinen Kindern verbringen zu können,
und war dennoch immer dazu bereit, seine Hilfe zu leisten, als wir zum Beispiel beim
Marionettenbau noch Teile aus Holz benötigten, war es für ihn ein Klacks uns zu helfen,
und stolz präsentierten wir die Ergebnisse unserer Bastelei.

Immer jedoch war es ein Abenteuer, mit Melch etwas zu unternehmen.
Seine unkonventionelle Art führte oft zu Überraschungen, und Überraschungen, die uns begegneten,
meisterte er meist unkonventionell.


Hier hatten wir vor mit allen Kindern, Jonas, Jeremiah, Salome, die zu Besuch da war, und
Elinara, der Kleinsten, Holz heim zu holen. Nach einiger Arbeit mit sägen und laden, war der Hänger
unseres Freundes Klaus, so schwer, daß Melch trotz aller Mühe und Fahrkünste nicht schaffte den
letzten Anstieg auf die befestigte Strasse zu meistern. Im hin und her rangieren stellte sich der
überladene Hänger schliesslich quer und kippte um. Zur allgemeinen Begeisterung mussten wir den
gesamten Hänger entladen, das Holz auf die Seite schaffen, um den Hänger wieder aufzurichten,
mit halber Ladung auf den befestigten Weg fahren, um dann, fertig beladen, endlich heim fahren
zu können.
Ein kleines unter vielen Abenteuern.
Irgendwann meldete sich auch Melchs
ältester Sohn Julian, den er lange vor der Alwatrazeit mit einer Frau namens Kirsten hatte. 
Julian schien das Familienleben, das er nie gehabt hatte zu geniessen und
wurde bald für Jonas zu Helden, da er sich sehr gut mit Computern auskannte. Doch bald schon
zeigte sich, daß er von seiner Mutter, die grosse psychische Probleme hatte, einige Altlasten
übernommen hatte, die Melch nicht erlösen konnte, und so wanderte er schon bald wieder weiter.

Der Bildhauer

Der Bildhauer Melch kam eigentlich immer zu kurz.
Immer gab es wichtigeres zu tun, notfallartig ein Auto zu reparieren, mal wieder ein neues Loch
im Dach zu stopfen und dergleichen mehr.
Selten war das Leben auf Alwatra so ruhig, daß man mal komplett entspannen konnte,
um vollkommen in den Stein einzutauchen.

Und so verwundert es auch nicht, daß manche Steine Jahre benötigten zur Reife.


Es zeigte sich aber auch deutlich, daß wenn auch jeder Bildhauer seine eigene Handschrift hat,
Melchs Handschrift eine ganz besondere war, und sich das Warten durchaus lohnte!

Die Schlange

Ein Werk mit einem eingelegten Lapis Lazuli und einer eigens dafür mit keltischer Giesstechnik
gefertigten Bronze Schlange.


Trotz all der widrigen Umstände wurden dennoch auch Werke beendet und aufgrund Ihrer
Faszination, die von ihnen ausging meist auch schnell verkauft.

Eden

Hier auf einer Ausstellung in Kaiserslautern. Er stand lange draussen im Hof und wurde
zwischenzeitlich komplett überarbeitet und verfeinert.

 


Das Senfkorn

Ein früheres Werk von Melch. Er kam ursprünglich aus der Holzbildhauerei und schon bald begann
er, mit Steinen so filigran zu arbeiten, daß es selbst für Holz riskant gewesen wäre.


Melchs unvollendete Werke faszinieren im Atelier Besucher und Kursgäste, und nötigen selbst
erfahrenen Bildhauern den Respekt ab.

La Mer

Dieser Stein mit seiner ungewöhnlichen Maserung von gelb zu violett hat seine ganz
eigene Geschichte. Melch ergriff einmal die Flucht von Alwatra, als ihm alles zu viel wurde,
die Spannungen der Leute untereinander, die ständigen Geldsorgen, und nicht zuletzt die ewigen
Streitereien und Sticheleien mit seinen Schwiegereltern.
Er packte diesen Stein, etwas Werkzeug und einen Schlafsack ins Auto und fuhr ans Meer.
Dort arbeitete er an seinem Stein, aß im Strandcafe, und verbuddelte allabendlich seinen Stein
im Sand, um ihn nicht jedes Mal hin und her schleppen zu müssen und stellte einen alten Turnschuh
als Markierung darauf. Eines Tages jedoch war der Schuh spurlos verschwunden und  Melch suchte
den ganzen Tag nach seinem Stein, ohne ihn in all dem vielen Sand wiederzufinden.
Er gab die Hoffnung auf. Erst der Strandcafebetreiber, der Melch mittlerweile kannte, und wusste,
wo er gestanden hatte beim Bildhauern, gelang es am nächsten Tag den ungefähren Standort
zu bestimmen, und buddelte den Stein zusammen mit seinem Sohn  aus.

Die Menschen von Alwatra

Dies sind die Menschen von Alwatra, die diesen Traum träumten.
Angela Schwalb, Brigitte Eimer und Melchisedek von Ehr, genannt Melch.


Recht bald bekamen wir Verstärkung.
Dirk Hares, den wir im Vorfeld bei unserer Haussuche auf einem Treffen von Rainbow-Leuten
kennengelernt und eingeladen hatten, stand eines Tages mit seinem Bauwagen
und einer Schüssel Äpfel vor der Tür. Er blieb lange bei uns, mit seiner besonnenen Art,
seinem technischen und handwerklichen Verständnis, leistete er wertvolle Hilfe.
Er liebte es auf Mittelaltermärkte zu fahren, und lernte dort von den Schmieden die Schmiedekunst.
Damit machte er sich irgendwann selbstständig, der Wandervogel war weitergezogen.
Heute lebt er in Portugal, wo er mit einer Frau, in die er sich verliebt hatte,
eine eigene Familie gründete.

Durch Dirk kam auch Lucinda zu uns.
Damals noch in Ausbildung als Steinmetz und Bildhauer auf der Meisterschule in Kaiserslautern,
war ihr Interesse an einer "Bildhauer-WG" naturgemäss sehr groß. Durch Ihre pragmatische Art
wurde sie recht bald zum Kassenwart.
Melch und Lucinda hatten eine kurze und stürmische Liebesbeziehung,
die letztendlich gescheitert ist.
Lucinda und Melch haben beide einen schwierigen Charakter.
Wir wünschen ihr auf jeden Fall alles Gute und Liebe und Gottes Segen.


Die nächst, die dazu kam, war Isabelle Balaize, sie hatte vorher in Kaiserslautern Mitgliedschaften
für die Tierhilfe verkauft, und wurde bei einer solchen Gelegenheit eingeladen.
Eines Tages stand sie mit ihrem kleinen, temperamentvollen Jack-Russel-Terrier Snoopy vor der Tür.
Sie entwickelte sich in kürzester Zeit zu einer begabten Bildhauerin und sorgte mit ihrer
Sinnes- und Lebensfreude, ihrem herzhaften Lachen und ihrem beissenden Sarkasmus oftmals
für Abwechslung.

Der letzte, der dazu kam, war Bonsai
ein waschechter Bayer. Auch er blieb lange Jahre bei uns, und verstärkte die Marktteams,
durch seinen Zungenschlag kamen wir bis nach Furth im Wald auf den Drachenstich.
Diesen Leuten schulden wir unseren aufrichtigen Dank, halfen sie uns doch tatkräftig dabei,
daß Alwatra das werden konnte, was es heute ist. Zusammen haben wir die Sommerfeste organisiert,
Alwatra auf- und umgebaut, und einen wichtigen Teil unseres Lebens geteilt.

Dies war über lange Jahre hinweg der harte Kern von Alwatra,
unzählige andere kamen, da ja jeder, wörtlich, eine Chance bekam und gingen wieder,
manche nach Wochen, andere schon nach wenigen Tagen oder auch nur Stunden.
Wir hatten unter anderen, einen Fahnenflüchtigen, Ex-Drogensüchtige, mehrere,
gescheiterte Existenzen, einen selbsternannten Indianer, der im Lendenschurz in der Küche tanzte,
einen Punker, Ausnutzer,einen schrägen Vogel, der uns, im Dachgebälk hockend,
wie ein Geier belauerte, Faulenzer, und dergleichen mehr.
Wir erlebten viele Abenteuer mit den Menschen, die herkamen, auch unangenehme Situationen.

Die meisten hatten falsche Vorstellungen über das Leben in einer "Künstlerkommune"
und wir lernten viel über Menschenkenntnis und frühzeitig die Spreu vom Weizen zu trennen.
 Das Abenteuer geht weiter.

Am 28. Dezember 2018 stürzte Melch bei Arbeiten an der Satelitenschüssel vom Dach.
Bei diesem Sturz zog er sich schwere Verletzungen zu und ist derzeit komatös.

Wir hoffen, daß seine innere Kraft ihn wieder zu uns zurückbringt, und daß er bald wieder aufwacht.

Stand am 3.2. 2019
Brigitte

Stand am 18.2. 2019

Nach 37 Tagen ist er aus dem Koma erwacht und ist auf dem Weg der Besserung.